„Ich sammle Erinnerungen“ – mit diesen Worten antwortete Hans Linnartz, in dessen Besitz sich über die Jahre hinweg die spektakulärsten Zeitzeugnisse und numismatischen Objekte befanden, auf die Frage, was er sammle.
Der leidenschaftliche Münzhändler Hans Linnartz, der mit seinem Fachwissen und seiner freundlichen humorvollen Art die numismatische Szene im Rheinland ein halbes Jahrhundert lang prägte, verstarb am 9. März 2023 plötzlich und unerwartet. 1976 war Hans Linnartz als jüngstes Mitglied im Verband der deutschen Münzhändler aufgenommen worden. Seine Leidenschaft, die Numismatik, prägte sein Leben – sowohl im geschäftlichen Sinne als auch in Form vieler enger Freundschaften, die sich über die Jahre hinweg bildeten.
Hans Linnartz wurde am 24. April 1950 in Köln geboren. Dort absolvierte er auch das sechs Semester lange Ingenieurstudium. Während dieser Zeit zeigte sich allerdings schnell, dass seine Passion und berufliche Zukunft vielmehr im Münzhandel lag. Nach einer ersten Phase, in der er vornehmlich auf Börsen verkaufte, drängte ihn Tyll Kroha seinen Handel auszubauen und ein reguläres Geschäft zu eröffnen. So gründete Hans im Januar 1974 seine Firma, das „Kölner Münzantiquariat“ Münzhandlung Hans Linnartz. Sein findiger Geschäftssinn offenbarte sich mehr und mehr und so eröffnete er 1986 sein Geschäft am Alter Markt in Köln. Viele Jahre betrieb er dieses Büro, bis er ein neues am Marsplatz eröffnete und dort bis zu seinem Ruhestand arbeitete.
Obwohl er in dieser Zeit ein florierendes Geschäft betrieb, internationale Kontakte pflegte, hochkarätige Sammlungen aufbaute und auflöste, blieb er diskret, bescheiden und offen für neue Ideen. Häufig faszinierten ihn die unscheinbaren, komplexen und kniffligen Dinge. Dies führte dazu, dass er sich zu vielen Bereichen ein umfangreiches Fachwissen anlas und dieses zusammen mit seiner geschäftlichen Expertise gerne teilte. Nachdem er sein Büro am Marsplatz geschlossen hatte, verringerte er seine Händlertätigkeit, aber blieb weiterhin als Sachverständiger für Münzen und Medaillen aktiv.
Über seinen Werdegang lernte Hans nicht nur zahlreiche Gleichgesinnte und Kollegen kennen, von denen einige enge Freunde wurden, sondern auch seine geliebte Frau, die seinerzeit bei Busso Peus arbeitete. Sie arbeiteten gemeinsam in der Münzhandlung und bekamen drei Kinder, von denen zwei ins Familiengeschäft einstiegen.
Die enge Bindung zu seiner Geburts- und Heimatstadt Köln äußerte sich auch in seinen Interessen. Abgesehen von Münzen sammelte er auch Miniaturen des rheinischen Mittelalters, Medaillen, Plaketten, Spielsteine und Figurinen, mit denen er sich insbesondere im Ruhestand viel auseinandersetzte. Hans beschäftigte sich jedoch nicht nur mit der Vergangenheit. Viele Jahre engagierte er sich aktiv im Vorstand der Interessengemeinschaft Altstadt, um das Herzen Kölns attraktiver zu gestalten. Ein beachtliches Engagement präsentierte er im Kreis der Numismatischen Gesellschaft Kölner Münzfreunde von 1957 e. V. Er war nicht nur über 50 Jahre Mitglied, sondern unterstützte den Verein in vielerlei Hinsicht. Bei zahlreichen Ideen und Projekten war er der erste Ansprechpartner. Speziell in den letzten Jahren erfreute er sich an den positiven Entwicklungen des Vereins und war regelmäßiger Teilnehmer an den Numismatischen Kolloquien. Besondere Ehren erwies der Verein Hans Linnartz zu seinem 70. Geburtstag.
Hans bleibt uns allen durch seinen bescheidenen, freundlichen und humorvollen rheinischen Charakter und die zahlreichen Diskussionen und Gespräche in bester Erinnerung. Er hinterlässt eine unschätzbare Lücke in unserer Runde. Unser Mitgefühl gilt insbesondere seiner Frau und seinen drei Kindern.
Bernhard Offermann, Andreas Henseler und Sven Martzinek